...Die Metro. Ein schnelles, bequemes Fortbewegungsmittel in Großstädten. Es kommen ständig Züge, man hat kurze Wartungszeiten und nie Verbindungsschwierigkeiten beim Umsteigen...
Wenn man jeden Tag 1:30 bis 3:00 Stunden Metro fährt relativiert sich die Sichtweise etwas und die Metro zeigt ihre anderen Gesichter. Zu den Stoßzeiten - und davon gibt es unglaublich viele über den Tag verteilt - muss man sich seinen Platz auf der Rolltreppe erkämpfen. Dann werden Ellenbogen ausgefahren und kleine Spanier nehmen plötzliche Richtungswechsel vor. Drängelt man nicht, darf man sich die nächsten 5 Minuten mit der Ansicht des Anden erfreuen, bis die nächste Metro kommt.
Der gut gemeinte Hinweis auf den Anzeigebildschirmen "dejan salir antes de entrar" - "bitte vor dem Einsteigen aussteigen lassen" wird in 90% der Fälle überlesen. Man möchte sich natürlich auch einen der wenigen, heiß begehrten Sitzplätze sichern und das möglichst neben einer Person, die nicht 1 1/2 Plätze für sich selber benötigt oder aufgrund eines auffallenden Duftwassers einige freie Plätze neben sich hat.
Ein weiterer Grund für möglichst schnelles Einsteigen ist der deutlich, in hoher Lautstärke zu vernehmende Piepton, nachdem das Einsteigen verboten ist. Mich würde interessieren ob die Türen in den etwas älteren Metrobahnen wieder aufgehen würden, wenn noch Personen in den Türen sind. Irgendwie bezweifel ich das.
Einmal in der Metro drin, ist man dem Gedränge entkommen, hat entweder seinen eigenen Sitzplatz oder viel Körperkontakt und muss auch das Regenwasser nicht mehr fürchten, dass tatsächlich letzten Mittwoch, als es wirklich lange, wirklich stark geregnet hat, in nicht wenigen Stationen seinen Weg auf Bahnsteig, Gleise und Sitzbänke gefunden hat.
Aber nicht alles in der Metro ist schlecht, eher im Gegenteil. Ich mag die Metro. Wenn man aufmerksam ist - oder neugierig - kann man mehrere Tageszeitungen gleichzeitig lesen oder kriegt einen guten Überblick über aktuelle Literatur oder die Bankgeschäfte von anderen Personen. Man kann Touristen dabei beobachten, wie sie verzweifelt versuchen den Metroplan zu verstehen, Anzugträger, die lustlos in der Financial Times blättern und kleine Kinder, die Blindenhunde streicheln möchten und dabei erfahren, dass man Blindenhunde nicht streicheln darf wenn sie ihr Gestänge tragen, da sie dann bei der Arbeit sind.
Es gibt eine Metrobibliothek, Metrofernsehen, Metromusik (in Opera vorwiegend Titanic), Metrokopiershop... In manchen Stationen funktioniert die Metrokarte nur falsch herum und in manchen erst beim 3.Mal.
Aber am schönsten ist Metrofahren doch spät abends, wenn nicht angezeigt ist wann die nächste Metro kommt, schon drei Züge in Gegenrichtung gefahren sind in der Zeit die man auf dem Bahnsteig steht und alle Mitwartenden ungeduldig an der Bahnsteigkante stehen und in den schwarzen Tunnel hineinblicken. Natürlich mit spanischer Gelassenheit.
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